02 Jun Von Kondomen, Cola & Alkohol

»Eine erfolgreiche Marke ist so unverwechselbar wie ein Fingerabdruck.« Gunther Berlin

Start-ups und Gründer sprießen seit einiger Zeit zunehmend aus dem Boden, wie Unkraut am Wegesrand. Innovative Produkte wie die selbstputzende Zahnbürste, oder ein Schutzgel, das dein Smartphone-Display angeblich unzerstörbar macht, haben es dabei nicht schwer, sich am konkurrenzlosen Markt zu behaupten. Schwerer hingegen haben es Produkte, die es in allen erdenklichen Ausführungen bereits gibt. Denken wir hierbei mal an Craft Beer, welches den Markt seit einiger Zeit zu überschwemmen scheint. Fesches Design, trendige Markennamen, ausgefallene Geschmäcker – alles ist möglich und scheinbar alles existiert bereits.

Die Eigenschaften, die ich gerade aufgezählt habe bezeichnet man in der Werbersprache als USPs (unique selling point). Alleinstellungsmerkmale sind für Marken und Produkte wichtiger denn je, um sich auf dem überschwemmten Markt behaupten zu können. Denkt man sich einige Jahrzehnte zurück, so waren Coca-Cola und Pepsi konkurrenzlos. Hätte man damals eine eigene Cola kreiert, so hätte ein guter Geschmack sicherlich gereicht, um einen Platz in den Supermarktregalen zu ergattern. Heutzutage reicht es nicht mehr, einfach nur mit Qualität zu punkten. Herstellungsprozesse haben sich vereinfacht und so gibt es viele große oder kleine Unternehmen, die ihre Cola-Sorten in den Märkten anbieten. Alleinstellungsmerkmale werden anders gewählt. So hat beispielsweise Red Bull eine Cola entwickelt, die nach eigenen Angaben komplett aus natürlichen Zutaten besteht. Discounter-Cola hingegen beansprucht den USP, sehr billig zu sein.

Wie mussten sich Waldemar Zeiler und Philip Siefer damals gefühlt haben, als sie ihr Unternehmen einhorn products gründeten und sich Marktgrößen wie Durex oder Billy Boy entgegenstellten. Doch völlig planlos schritten sie nicht in den Kampf. Sie waren bewaffnet mit einer Armee von USPs. Zum einen trafen sie mit ihren veganen Kondomen einen Zeitgeist. Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung waren im Trend und so erzielte das erste Alleinstellungsmerkmal einen Volltreffer. Zum anderen punkteten sie mit frechen, andersartigen Designs. Die Kondomtütchen wurden mit unterschiedlichen Bildchen bedruckt und freche Sprüche erregten Aufmerksamkeit. Auch ihr Marketingkonzept, welches sich entgegen den Konkurrenzmarken, sehr auf junge Social Media Kanäle, wie auch Snapchat konzentrierte, war in ihrem Segment einzigartig, obwohl naheliegend, da gerade für junge Leute Verhütung eine große Rolle spielt. Ein weiterer USP mag die David-Rolle des Unternehmens sein. Zunehmend wurde den großen Konzernen misstraut und kleine Unternehmen, gerade von Jüngeren, bevorzugt unterstützt.

Auch Astra Bier hat sich auf ähnliche Weise, zwar keinen deutschlandweiten, aber sicheren Platz am Markt ergattert. Und dies zu einer Zeit, als Bitburger, Becks, Radeberger und Co. die Marktherrschaft beanspruchten. Zwar wurde das Bier – unter anderem Namen – bereits 1647 gebraut und erreichte erst Jahrhunderte später größere Bekanntheit, doch möchte ich den Grund dafür gerne als USP in diesen Beitrag mit aufnehmen. 1998 startete die Kampagne »Astra. Was dagegen?« und die Marke provoziert und amüsiert seitdem die Nation mit ihrer ausgefallene Werbung. Auch der regionale Charakter der Marke kann als wichtiges Alleinstellungsmerkmal betrachtet werden, da er den jungen Lokalmatadoren Hamburgs kaum eine andere Biermarke erlaubt.

Alleinstellungsmerkmale zu finden und zu kreieren ist ein wichtiger Bestandteil einer Markenentwicklung. Aufgrund der stetig wachsenden Marktkonkurrenz in allen Bereichen wird es zunehmend schwieriger herauszustechen. Du brauchst Hilfe oder suchst einen Rat bezüglich deiner Markenentwicklung? Gerne helfe ich weiter.